WIEVIEL BEWEGUNG
Die meisten künftigen Welpenbesitzer (oder solche die es werden wollen) stellen mir die Frage wie lange man mit dem Welpen spazieren kann/soll.
Es ist schwer allgemein verbindliche Tipps oder gar Regeln zu äussern.
Dazu gibt es die Meinungen wie, ein Welpe dürfe 1 Minute pro Lebenswoche spazieren gehen, auch 5 Minuten pro Lebensmonat, wieder andere Autoren empfehlen viele kleine Spaziergänge, nur ja keine langen Strecken mit dem Welpen zu bewältigen, frühestens mit sechs Monaten alle paar Tage einen Ausflug von einer Stunde zu unternehmen, usw. Jeder Hundetrainer und Züchter hat seine eigene Meinung.
Es gibt dazu meines Wissens keine Forschungsergebnisse und so basieren die folgenden Ratschläge auf meine Erfahrungen als Züchter und Beobachtungen an meinen Hunden sowie diverser Literatur.
GENERELL: DER HUND IST EIN LAUFTIER, AUCH EIN BOLONKA
Ab der fünften Woche entwickeln die Welpen Renn- und Jagdspiele. Da geht es manchmal bereits ganz wild zu und her, Verschnaufpause um dann wieder eine erneute Verfolgungsjagd zu starten. Man erlebt diese Aktions- und Rennspiele über mehrere Minuten ohne den Eindruck zu gewinnen das sich die Welpen dabei Überbeanspruchung oder ist ihnen gar eine Erschöpfung anzumerken.
Also können wir die Fünfminutenempfehlung aufgrund solchen Züchtererfahrungen getrost in die Mottenkiste packen.
Ein guter Züchter wird seine Welpen auf die Umwelt prägen und dazu gehören ab der 5 Woche dem Alter angepasste, Unternehmungen in Wald und Wiese, kleine Spaziergänge ab der 7-8 Woche, wobei sich die Welpen frei bewegen dürfen und das Tempo selbst bestimmen, unterbrochen von etlichen Schnüffelpausen. Es ist wichtig den Welpen gut zu beobachten um eine Überbeanspruchung sofort zu erkennen.
BEWEGUNG AB 10 WOCHEN BIS 4 MONATE
Da ist das Freispiel von grosser Bedeutung. Junge Hunde haben einen ausgeprägten Spieldrang, am liebsten mit Ihresgleichen im selben Alter. Erwachsene Hunde können hingegen einen Welpen leicht überfordern und es besteht eine Verletzungsgefahr.
Wichtig! Wenn der Welpe von sich aus ein Spiel beendet, sollten Sie, resp. Kinder ihn nicht weiter animieren, denn er würde sich über seine Belastungsgrenze hinaus anstrengen. Der Welpe merkt, wann er genug hat. Wenn er anfängt, sich hinzusetzen, ist es Zeit für eine Pause. In Welpenspielstunden ist sehr gut zu beobachten, dass sich die Welpen immer wieder hinsetzen, kurz verschnaufen um sich zu erholen und sich dann wieder dem Spiel widmen. Dabei gibt es recht unterschiedliche Spiele, kleine Kontaktspiele oder Rangeleien an einer Stelle oder weitläufige Rennspiele. Diese Bewegungsformen sind artgerecht und sind bei Wölfen und Hunden gleichermaßen zu beobachten. Mit drei Monaten können diese Spielphasen bis zu 20 - 30 Minuten dauern und sich mit vier Monaten verlängern.
SPAZIERGÄNGE
Hierzu ist es wichtig zu unterscheiden zwischen Spaziergängen an der Leine und die freie Bewegung ohne Leine.
Ohne Leine:
Beobachtet man seinen 3- bis 4 Monate alten Welpen bei einem Spaziergang ohne Leine in Wald und Feld, stellt man fest, dass er neugierig Kontakt zu seiner Umwelt aufnimmt. Er schnüffelt hier und da, läuft vor und zurück, kommt seinem Betreuer hinter her gerannt, trabt, galoppiert, trödelt, um seine Schnauze wieder minutenlang in einem Grasbüschel zu versenken. Zur Abwechslung wird auch versucht, ein herabflatterndes Blatt zu erhaschen oder Fundstücke wie Holz wird angeknabbert und getragen.
Der Welpe sollte die selbst gewünschten Rennphasen voll ausleben können und sie werden überrascht sein, wie leichtfüßig ihr kleines Powerpaket Sie abhängt. Während des Spazierganges legt der junge Hund mühelos weitere Strecken zurück. Die Bewegungsformen sind für den Welpen recht abwechslungsreich. Für den Menschen sind es kleine Steh-/Gehspaziergänge, die bis zu 60 Minuten dauern können, ohne dass der Welpe überfordert ist. Die Dauer sollte sich ganz wichtig dem Welpen angepasst wird.
Mit Leine:
Andere Regeln hingegen bei Spaziergänge an der Leine. Der Aktionsradius des Welpen ist begrenzt. Er hat keine Gelegenheit, unterschiedliche Bewegungsformen zu erproben, sondern ist auf die Beweglichkeit seines Menschen angewiesen. Er soll sich auf die Geschwindigkeit seines Menschen konzentrieren und lernt dabei meist das Ziehen an der Leine, weil seine Neugierde ihn hier- und dorthin treibt und der Mensch ihm mit der Leine bereitwillig folgt. Dies ist eine völlig unnatürliche Bewegungsform und sollte dem Welpen nicht länger als 15-30 Minuten zugemutet werden. Es ist völlig verkehrt, einen Welpen ständig zurück zu halten und ihn nur einmal in der Woche in die Welpenspielstunde zu bringen. Der kleine Hund wird hier plötzlich gefordert und damit überbelastet. Führt man seinen Welpen nur an der Leine spazieren, fehlen ihm die natürlichen Bewegungsformen, die er aber für ein gesundes Heranwachsen der Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder braucht.
WAS IST BEI WELPEN UND JUNGHUNDEN ZU BEACHTEN?
Der junge Hund braucht mehrere Bewegungssequenzen an einem Tag. Der Tagesablauf besteht aus Bewegungsintervallen gefolgt jeweils von längeren Schlaf- und Ruhepausen. Nach einer Stunde Bewegung sollte eine Ruhepause von 2 - 3 Stunden folgen.
Der Welpe sollte keinesfalls zu Höchstleistungen gelockt oder angetrieben werden. Auf der Treppe sollte sich der Hund - insbesondere abwärts - langsam bewegen, weil diese Form der Bewegung sehr unnatürlich und einseitig ist und die Vorderläufe sehr stark belastet. Generell sollte der Welpe von Treppengehen möglichst lange abgehalten werden. Gelegentlich kleine spielerische Sprünge auf weichem Untergrund dagegen trainieren die Gelenke und die Geschicklichkeit des Welpen. Der Übermut der kleinen Racker sind oft keine Grenzen gesetzt, da ist es wichtig Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.
AB 5 MONATE
Der Junghund hat einen starken Bewegungsdrang, deshalb ist es wichtig, ihn täglich mehrmals zu bewegen und ihn seine natürlichen Bewegungsformen ausleben zu lassen. Wenn Sie bis anhin den Rückruf eingeübt haben, sollten Sie jetzt keine Probleme haben, ihren Hund fernab von Verkehr und Gefahr frei laufen zu lassen. Der Bolonka hat, wenn überhaupt keinen ausgeprägten Jagdtrieb. Dafür ist der Meutetrieb, also die Angst, den Anschluss an seinen Betreuer zu verlieren, sehr groß. Es ist die Zeit, wo er seinem Bewegungsdrang mit Vor- und Zurücklaufen nachgehen kann, ohne dass wir befürchten müssen, dass er uns davon rennen könnte.
Beim Spaziergang kommt es nicht auf die Dauer, sonder auf die Art an. Eine halbe Stunde Ausflug auf unterschiedlichen Wegen, höchst abwechslungsreich mit vielen verschiedenen Laufintervallen angereichert, ist wesentlich vielseitiger und befriedigender als ein/zwei Stunden dahintrottender Gang. Dabei sollte er auch andere Hund begegnen um die Sozialkontakte zu lernen und zu pflegen. Es ist auch ein Unterschied, ob Sie mit Ihrem Vierbeiner an der Leine auf hartem Untergrund wie Asphalt einher marschieren, was zur Überbelastung der Gelenke führt, oder mit Ihrem Hund mit selbst bestimmter Geschwindigkeit auf weichem Untergrund einen Ausflug unternehmen.
Die besten Spaziergänge sind die, wo ein Hund noch in dem ihm angeborenen Zick-Zack-Trab und in Ruhe seine Umwelt erkunden kann. Vergessen Sie aber über die schönen Wald- und Flurspaziergänge nicht das Trainingsprogramm auf Umweltprägung wie Stadtausflüge etc., weil dies für einen lebenstüchtigen Hund in unserer heutigen Zeit zwingend erforderlich ist.
Kleine erzieherische Spiele wie Futterbeutelsuche etc, und kleine Unterordnungsübungen machen den Spaziergang spannend und fördern die Beziehung.
Jeder Spaziergang an der frischen Luft wirkt wie eine Sauerstoffdusche - sowohl für Ihren Liebling- wie auch für Sie.
FRAGEN UND ANTWORTEN